Psychologische Beratung und Coaching
für Familien mit Autismus

Exekutive Funktionen

Gewusst wie! Autismus-Alltagstipps

Improvisation: etwas, das nur funktioniert, wenn es seriös vorbereitet ist.

Markus M. Ronner

Exekutive Funktionen

Strukturiert leben hat einen Vorteil

Viele autistische Menschen - und da haben sie etwas mit AD(H)S gemein - tun es sich mit den sogenannten exekutiven Funktionen sehr schwer. Wie immer gilt es zu beachten, dass Autismus ein Spektrum ist. Nicht jeder Autist hat Schwierigkeiten damit. Und nicht alle Schwierigkeitsmerkmale müssen vorkommen.

Alltägliche exekutive Funktionen - für Autisten nicht immer selbstverständlich:
  • Multi-Tasking, Schneller Wechsel zwischen Aufgaben, Erinnern von Arbeitsaufträgen
  • Gespür für Zeit und erledigen von Aufgaben in einem bestimmten zeitlichen Rahmen
  • Ein Problem oder Arbeitsauftrag überhaupt erkennen, die Aufgabe in Teilschritte zerlegen. Problemorientiertes Handeln, bei flexiblen Arbeitsschritten
  • Planen, strategisches Vorgehen, Organisieren und Priorisieren, Anfagen, beim Thema bleiben, zu Ende bringen
  • Impulskontrolle, Aufmerksamkeit und Ablenkbarkeit
  • Regeln in einen ähnlichen Kontext übertragen. Gemachte Erfahrungen in die aktuelle Situation einbeziehen. Gedanken und Handlungen miteinander koordinieren
  • Sich selbst in der Situation einordenen
  • Exekutive Dysfunktion ist keine Faulheit, wenngleich es wie eine "Null-Bock-Haltung", wie Trägheit oder schlechte Arbeitsethik aussehen mag. Vielmehr ist der Wille da, aber das Know-how nicht

Beispiel: Zimmer aufräumen

Der Arbeitsauftrag "Zimmer aufräumen" ist für die Mutter klar und sie erwartet von ihrem autistischen Sohn Paul, dass er die Aufgabe selbstständig erledigt. Paul sieht auch ein, dass Aufräumen dringend notwendig ist und er geht in sein Zimmer. Er schaut sich um und weiß nicht, wo er anfangen soll. Seine Legokiste ist ausgeräumt, die aufgebauten Landschaften sind bereits verstaubt. Die Autos parken dazwischen und die Malstifte sind vom Schreibtisch gefallen. Die Situation überfordert Paul und er weiß nicht, was zuerst getan werden soll. Zimmer Aufräumen bedeutet in kleinen Schritten, das große Ganze ordentlich einsortieren. Aber gerade die Einteilung einer Aufgabe in einzelne Teilschritte, gelingt Paul überhaupt nicht. Er weiß, dass Mama sauer sein wird, wenn er nicht aufräumt und ein ungeduldiges Gefühl macht sich in ihm breit. Paul schafft es nicht anzufangen. Die Aufgabe zu meistern bedarf Organisationsvermögen und genau dies ist schwierig. Paul ist überfordert und gibt auf. Abgelenkt von einem Spielzeug geht dann auch noch jeglicher Bezug zur Zeit verloren bis Mama wütend im noch immer unaufgeräumten Zimmer steht. Aber Schimpfen hilft weder beim darauf folgenden Aufräumaktion des Zimmers noch zukünftigen Aufgaben, die es zu erledigen gilt.

Daher mein Tipp:

  • Klare Anweisungen geben: Geh in dein Zimmer und räume die Autos vom Boden in die Spielkiste.
  • Nicht mehr als 2-3 Arbeitsaufträge auf einmal geben:Wenn die Autos aufgeräumt sind, kommst du wieder zu mir
  • Gemeinsames Training: Mit dem Kind im Zimmer gemeinsam überlegen, was als nächstes aufgeräumt werden könnte und wie eine Aufgabe in Teilschritte aufgeteilt werden kann
  • Dadurch werden Folgeprobleme vermieden: Frust, Unsicherheit, schlechtes Selbstwertgefühl. Panik, weil man weiß, dass etwas erledigt werden muss, aber nicht in der Lage ist, dies zu tun

Dokumente, Nachweise, Ausweise und Co.

Kennst du das auch? Du weißt genau, dass du den wichtigen Brief ganz bewusst so abgelegt hast, dass er nicht verloren geht. Und jetzt ist er unauffindbar? Oder hast du deinem Kind extra ein Hausaufgabenheft angelegt, damit es seine Aufgaben nicht mehr vergisst. Nun weiß es aber nicht, wo das Hausaufgabenheft ist... Ich glaube, zu einem gewissen Grad kennen wir das alle. Aber für Menschen mit einer exekutiven Dysfunktion ist das jede Minute ihres Lebens so.

Es sei denn, Du beherzigst ein paar meiner Tipps:

  • Dokument öffnen, lesen, korrekt einsortieren: Briefe aus dem Briefkasten nehmen und sofort öffnen! Inhalt lesen und die Wichtigkeit bzw. Dringlichkeit einschätzen. Alles was binnen 3 min erledigt werden kann, sofort tun. Reklame immer gleich wegwerfen. Alles andere in einen Briefhalter in Eingangsnähe sortieren. Ein Mal pro Woche alle Briefe aus diesem Halter in entsprechende Ablagen sortieren oder beantworten und wegwerfen
  • Utensilien für unterwegs: Schlüssel, Geldbeutel, Maske, und was sonst noch unterwegs gebraucht wird, immer am gleichen Ort aufbewahren
  • Dokumente klug aufbewahren: Für eine unkomplizierte Steuerabrechnung am Ende des Jahres hilft es Ordner anzulegen und eingehende Briefe sofort in die entsprechend richtige Rubrik einzusortieren: Finanzamt, Rechnungen, Rechnungen von Steuer absetzbar, Krankenkasse, Bank, Haushaltskosten, Verträge, Versicherungen, Zuschüsse, Spenden

Alltagspflichten, Hausaufgaben und regelmäßige Mahlzeiten

  • Vergesslichkeit vorbeugen: Visuelle Erinnerungen in Form von Bildkarten verwenden und an strategischen Orten aufhängen. Beispiel: Schulsachen, die immer in der Schultasche sein müssen bildlich darstellen und eine Liste am Schreibtisch befestigen. Dein Kind kann dann immer nachsehen, ob alles eingepackt ist
  • Wochenplan erstellen: Aufgaben für die gesamte Woche schriftlich planen. Ich empfehle die Pomodoro Technik!
  • Essensplan für die ganze Woche erstellen und entsprechend Einkaufspläne festlegen. Kostenlose Download Vorlagen findet man reichlich im Internet
Unterschrift Dorothea Whitehead

Clevere Alltagsgestaltung

Struktur kann erlernt werden!

Ausgeglichen­heit und Harmonie im Alltag

Das ist auch mit Autismus möglich

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